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Hermannslauf 2022

Aktualisiert: 6. Nov. 2022

Es war einfach wieder traumhaft oben am Hermann zustehen und die ganzen Leute zu sehen. Die Starverlegung an das Denkmal war eine sehr gute Idee, so konnte man sich unten auf der Wiese, wo sonst der Start war super treffen. Alles war entspannter und auch die Toilettenproblematik und die Startbeutelabgabe war wesentlich entspannter.


Vorm Start habe ich mit einigen Läufer*innen und Läufer gesprochen u.a mit Elias Sansar, ich fand das er wesentlicher entspannter war als die Jahre zuvor. Ich kann euch sagen, der Druck der auf einen liegt, wenn man der Favorit gehandelt wird ist enorm. Jeder spricht dich an und erwartet deinen Erfolg, aber falls du verlierst, wird es jeder erfahren.


Auch mit Patrick Boehme habe ich mich noch etwas unterhalten, er erzählte zwar das die Tage die Beine schwer waren, aber ich sah in seinen Augen das da ein Feuer war, ich wusste das er und Elias sich ein heißes Rennen liefern werden.


Oben an der Startlinie begrüßte ich noch alle anderen Läufer*innen in den ersten Reihen und freute mich schon riesig auf diesen Hermannslauf.


Stadtschule und die Meute setzte sich in Bewegung. Die ersten Kilometer geht es vom Hermannsdenkmal nur Bergab. Hier fühlten sich meine Beine soweit ganz gut aus, aber bei 7% Gefälle ist das auch kein Wunder. Vor mir setze sich eine Dreiergruppe mit Markus Scheller, Erik Peters und Niklas Hänze, ab Elias und Patrick Böhme liefen knapp hinter mir. Diese Konstellation blieb auch bis Kilometer 4, dann liefen Patrick und Elias an mir vorbei, ich wollte erst dran bleiben, aber merkte schnell das es heute ein Bereich zu hoch für mich wäre, also ließ ich sie ziehen.


Der erste kleine Anstieg bei Kilometer 6 spürte ich meine Beine, besonders die Waden, sie fühlten sich so träge an. Vorne bildete sich eine 4er Gruppe, nur Markus ließ abreißen den ich auch relativ schnell einholte. Er sagte zu mir:" Pack sie dir" ich antworte "wenn das so einfach wäre!"


Ich hatte die vierer Führungsgruppe gut im Blick, merkte aber, wie der Abstand Stück für Stück immer größer wurde. Ich habe meine Renntaktik zu diesem Zeitpunkt angepasst. Ziel war es, möglichst Energiesparend zu laufen, aber sodass falls von den vorderen Läufern einer wegfällt, ich zur Stelle sein wollte.


Kilometer 8 stand an. Alle Hermannslauf*innen wissen was jetzt kommt. Genau, die Panzerbrücke. Panzerbrücke heißt beim Hermann Party-Meile! Hier stehen bestimmt 1.000 Zuschauer u.A. Axel Czech im Spalier, die aber eine Stimmung von 10.000 produzieren. Hier ist ein Lärm, dass kennt man vom Laufen nicht, man muss aber aufpassen sich nicht zu sehr treiben zu lassen, sonst hat man am Ende des Rennens richtig Spaß. Beim Laufen habe ich mich noch gefragt, wo parken die da alle?


Auf den Krach folgt ein 2km länger Abschnitt, wo nicht ein Zuschauer steht und ich die Stille des Waldes genießen kann. Ich mag dieses Stück einfach und versank etwas in mir.


Schnell wurde ich aber wieder auf den Boden des Hermannslaufes zurückgeholt. Kurz vor dem eigentlichen Anstieg des Tönsberg ist ein kleiner fieser Hügel, auf einer trockene staubige Strecke, wo kaum noch ein Baum steht. Selbst hier stehen Zuschauer und peitschen einen den Hügel hoch. Einer rief mir zu: "die vor mir haben 2:30min Vorsprung". Oben angekommen, hörte ich Musik und mir wurde ein Bier angeboten


Den Anstieg zum Tönsberg finde ich persönlich sehr angenehm zu laufen. Ich genoss die Rufe von den Zuschauern, wo ich erstaunt war, wie viele mich kannten und anfeuerten. Einer rief mir zu, ich hätte jetzt ca. 90 Sekunden Rückstand. 100m weiter waren es dann ca. 500m


Der Abstieg nach Oerlinghausen ist oft der schnellste Kilometer beim Hermannslauf, obwohl er auf Kopfsteinpflaster und ein paar Kurven, nicht gerade einfach ist. Man hat zwar links und rechts die Möglichkeit in einer Rinne zu laufen, aber diesen Weg nutzen auch gerne die Wanderer die vor uns um 8 Uhr gestartet sind.


Ich hörte auf einmal ein tobende Zuschauer und ging davon aus, das die Führungsgruppe gerade durch den Ortskern gelaufen ist. Kurz danach bog ich links in die Straße ein und hatte gefühlt Oerlinghausen für mich ganz alleine


Ich bekam Gänsehaut als ich die ganzen Zuschauer gesehen habe und wie ich schon geschrieben habe, hatte ich diese tobende Menge für mich alleine. Waren die vor mit enteilt und hinter mir, hatte ich einen kleinen Vorsprung. Dieser war aber vielleicht 50-75m groß und als der Moderator uns ansagte, wusste ich wieviel und wer da hinter mit rennt. Dies ist in den vorderen Bereichen relativ wichtig, um seine Mitläufer einschätzen zu können. Über seine eigenen Stärken/ Schwächen und die, der Gegner, kann man die Taktik anpassen.


Sobald man nicht um die Platzierung läuft, ist dies relativ uninteressant, weil man schnell 10 Platzierung gut machen oder verlieren kann. Hier kommt es nur auf seine eigene Leistung an.


Bei Platzierungsläufen kann man im richtigen Moment anziehen und der Mitläufer kann nicht mehr folgen, weil er z.B. nicht so gut Bergauf oder Bergab rennen kann.


Hinter mir war also Markus, ein Marathonläufer in meinem aktuellen Leistungsniveau um die 2:30 Std. Ich habe wohl die größere Stärke am Berg, aber er kann kämpfen und gut rollen. Was besonderes am Ende des Hermannslaufes vom Vorteil ist.


Zudem Jonas Barwinski, ein junger Läufer, dem definitiv die Zukunft gehört, den ich aber nicht so dicht hinter mir erwartet habe. Ich bin davon ausgegangen, sofern ich konstant bis zum Ende laufe, vor ihm bleiben kann, aber er macht ein starkes Rennen, soviel war mir klar


Die wichtigste Information war aber: keiner rennt in meiner Altersklasse vor, weder direkt hinter mir. Ich bin zu diesem Zeitpunkt davon ausgegangen, dass ich keine Platzierung mehr gut machen kann, aber nicht einbrechen sollte


Im Schopketal überholte mich dann Markus. Ich zollte ihn meinen Respekt und musste ihn sofort ziehen lassen. Mir ging es zu diesem Zeitpunkt nicht sehr gut und jetzt kommen auch noch die Treppen. Ich stolpere dort hoch, ich war sogar kurz davor zugehen, oben angekommen trat ich aber gleich wieder aufs Gaspedal. Wenn ich jetzt mental aufgeben, dann würden es noch sehr harte 8km werden.


Am letzen, sehr steilen Berg ca. 6km vorm Ziel, stand Jonas Trainer und seine Ehefrau (ich gehe jetzt Mal davon aus) und feuerten mich an. Als sie Jonas erblickten, drehten sie schier durch. Sie feuerten mich trotzdem weiter an, um dann Jonas richtig Feuer zu machen. Ich konnte aber noch ein paar Kräfte mobilisieren und das Tempo noch leicht erhöhen.


Ich versuchte jetzt alles, um den 6. Platz abzusichern. Nach vorne war Markus enteilt und nach hinten drückte Jonas. Ich lief an den Walkern vorbei u.A. auch an einer meiner Athletin Angela Gockel. Sie hat sich einfach aus einer Laune raus, zum Hermannswandern angemeldet und ich glaube sie hat es nicht bereut, auch wenn Tage lang die Füße weh taten


Ich hörte hinter, dass ich die Lücke zu Jonas vergrößert habe. Dafür gibt es ein einfachen Trick ohne sich umzudrehen. Wenn ich an Zuschauern vorbeilaufen, dann klatschen sie ja. Hier misst man einfach den Abstand bis sie wieder klatschen, so kann man abschätzen, wie weit jemand entfernt ist.


Apropos Zuschauer. Ca. 2,5km vorm Ziel standen die Teilzeitläufer aus Bielefeld. Was die da abgefeuert haben, war der Wahnsinn. z.B. haben sie bei Stephanie Strate ein Bengali gezündet und mir Konfetti ins Gesicht geworfen. Die einen finden es eventuell störend, ich fand es geil, für mich sollte Laufen aber so aussehen, dass ist die Zukunft der Fans des Laufsports.


Ich zuppelte mir das Konfetti aus den Augen und die Promenade war in Sichtweite. Immer mehr Zuschauer, die einen pushen. Meine Beine wollten eigentlich nicht mehr, aber ich hatte einen riesen Spaß

Ich erblickte Ulli und sah kurz danach das Ziel. Ich bedanke mich bei den Zuschauern, in dem ich für sie applaudierte. Es ist einfach Wahnsinn, was dieser Lauf für unsere Region bedeutet.

Der Moderator kündigte mich an und ich sprang mit letzten Kräften über die Ziellinie.


Ich beglückwünschte Elias zum Sieg und Patrick zu Platz 2. (Ich bin einfach davon ausgegangen) und suchte daraufhin direkt Stella und Fiona, die ich dann noch einmal mit zum Ziel genommen habe. Hier haben wir noch etwas mit Jasna gequatscht, bis eine "Banane (Kostüm)" an uns vorbeilief und Fiona schnell auf meinen Arm wollte weil sie Angst hatte,war wohl zu surreal für sie. Isst sie sie sonst und die geht nun im riesig an ihr vorbei.


Ich habe mir dieses Jahr mehr beim Hermannslauf ausgerechnet, aber da ich seit Ende Januar 1 Magenschleimhautentzündung +3 Erkältungen hatte, davon eine ja glorreich beim Spendenlauf verschleppt war nicht mehr Training möglich. Zudem auch noch seit fast 3 Wochen Rückenproblemen, die ich täglich mit der Backpress versucht habe zu bekämpfen.


Somit bin ich mit dem 6. Platz und dem 1. Platz in der AK35 recht zufrieden. Als nächstes geht es zum Salzkotten Marathon wo ich wieder auf Markus treffen werde und ich natürlich Revanche möchte.


Nächstes Jahr werde ich sofern mich körperlich nicht wieder einiges schiefgeht beim Hermann angreifen.


Zu guter Letzt freue ich mich als Trainer nicht nur über meine Leistung, sondern auch meiner Athleten. Jonas ist erst seit 8 Wochen bei mir, hat seine Hermannzeit aber um über 6 min. auf 2:35 std. gedrückt.


Angela, die vor ein paar Wochen nicht mal ansatzweise daran gedacht hat beim Hermann mitzumachen und dort ihre längste Strecke gewandert ist


Foto ©Radio Bielefeld

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