Röntgenlauf 2022
- Jan Kaschura
- 31. Okt. 2022
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Nov. 2022
Ich parkte und wollte in die Halle gehen, da öffnet sich eine Tür am Caddy und eine Stimme sprach mich an "Hi, Jan" als erstes dachte ich, dass ich entführt werde 🤣 es war aber nur Jörn Hesse. Schön irgendwie ein netter Zufall, dass ich ihn hier als erstes treffe. Kommen wir ja beide aus dem selben Landkreis.
Wir beide quatschen etwas und dann begab ich mich in die Halle, wo man im schön warmen auf den Start warten kann. Hier trifft man auch immer ein paar bekannte Gesichter, u.A. Andi Menz der Moderator dieses Spektakel. Wir fachsimpelten etwas und ich erzählte ihm, das ich auch mal Lust hätte als Co-Moderator an seiner Seite zu stehen. Er fand die Idee gar nicht so schlecht. Bin gespannt, ob wir da was auf die Beine bekommen 😀
Umgezogen und ab zum Start, auch hier gab es noch eine paar schöne Gespräche, bevor es auf die Strecke ging.

Gleich zogen die ganzen Halbmarathonläufer an mir vorbei, die mit uns Ultras gestartet sind. Ich sah neben mir Stephan Weißner und Katharina Urbainczyk. Wir unterhielten uns über unsere Familien, bevor ich mich nach 2km an einem leichten Bergab Stück absetzte. Hier standen echt viele Zuschauer. U.A. eine Oma mit einer Pflegerin auf einem Balkon eines Altersheims und eine andere ältere Dame, die eine Kuhglocke schwang, als ob es kein Morgen gibt.
Ich lief hier relativ isoliert, was ich zu dem Zeitpunkt eigentlich ganz angenehm fand, weil ich schon hier merkte, dass es ein hartes Rennen wird. So musste ich mich nicht auf irgendetwas, außer auf das Laufen, konzentrieren.
Ein offizielles Fahrrad vom Röntgenlauf gesellte sich zu mir. Er sagte mir, ich sei dritter. Dies interessierte mich aber nicht so, weil ich einfach mein rennen machen wollte und bei einem Ultra sich eh alles am Ende entscheidet. Ich zog das Tempo wie geplant ab Kilometer 5 etwas an und schaute mir die schöne Bergische Landschaft an.
Es ging rauf und runter und meine Beine fühlten sich jetzt schon nicht mehr frisch an, war ich mit meinem Laufstil erstaunlicher Weise sehr zufrieden, fühlte er sich sehr geschmeidig an.
Bei KM 10 lief ich an Phil Schubert vorbei. Ihn habe ich einen Tag zuvor bei der Startnummerausgabe kennengelernt. Er kommt zufälligerweise aus Lübeck. Ich begrüßte ihn nett und lief weiter.
Bis Kilometer 19 war ich, außer meiner Radwegleitung, alleine unterwegs. Vor und hinter mir blieben die Abstände zu meinen Mitläufern relativ gleich. Hin und wieder überholte ich einen 105km Läufer, die mitten in der Nacht gestartet sind. Dann sah ich Sina. Eigentlich wollte sie mit mir ihr Halbmarathon rennen, hat sich dann aber für eine schnellere Pace entschieden. Ich sagte zu ihr: "du hast ein riesen Vorsprung und kannst jetzt noch ordentlich drücken."
Bis zum Halbmarathon begleite ich sie, verabschiedete mich brav und bog nach rechts, auf die Ultrastrecke, ab. Hier lief erstmal Matt Krahl an mir vorbei. Er ist frisch ins Rennen eingestiegen. Den Ultra kann man auch als dreier Staffel rennen und er war der 2. in seinem Team.
Kurz vor meinem Lieblingsstück auf der Strecke, eine 500m langes Serpentinenstück mit über 20% Steigung, überholte ich den zweitplatzierten auf der Ultradistanz. Ich lief hier wie jedes Jahr hinauf, was wohl sehr untypisch ist, weil ich der einzige war der hier lief 🙈 Matt sah mich kommen und machte mir Platz. Kurz danach hollte er mich ein und ab hier liefen wir dann zusammen. Er machte mir nicht nur einmal Platz im Rennen, was ich sehr respektvoll fand.
Ich habe seine Gesellschaft sehr genossen, obwohl wir nicht viel redeten. Wir liefen genau das selbe Tempo und es passte einfach. Ihr Läufer da draußen wisst wovon ich rede. Als ich ihm von der Baderstaffel erzählte, wusste er nicht wen ich meinte. Ich fragte nach Arnd Bader. Er kannte ihn leider nicht. Da war mit klar, das ist kein Remscheiderjung 🤣
Matt fragte mich, ob es am Ende etwas flacher wird. Ich antworte: "nur ein kleines Stück an Ende, sonst geht es immer hoch und runter".
Ab Kilometer 35 schmerzten die Beine immer mehr und ich versuchte mich zu motivieren, das es doch nur noch 28km sind und ich die schon weit über 300x Mal gelaufen bin. Es nutze aber leider wenig. Ab Kilometer 39 habe ich mich dann entschieden, bei der Marathonmarke im Schwimmbad aufzuhören. Dann habe ich eine Medaille aber zähle nicht offiziell als Marathonläufer, weil die bei der Halbmarathonmarke bis zum Ultraziel laufen.

Ich hielt nach dem Marathon an und nahm mir die Startnummer ab. Zum Glück stand da Noah Bader und er bot mir an, mich mitzunehmen. Sonst hätte ich mit dem Shuttle zurückfahren müssen und der kommt nur alle 45 Minuten. Was ohne Kleidung oder Jacke echt mies gewesen wäre. Also brachte mich die Familie Bader mit einem Läufer (auch ein Jan) aus Xanten der umgeknickt war (sah echt übel aus) zurück zum Start.
Lustigerweise war es der Kumpel von Christoph Verhalen, der den Ultra dann gewonnen hat. Was ein Zufall 🤣
Ich rief Stella an, um sie über meinen Ausstieg zu informieren. Sie ist gerade vom zu Hause meiner Schwiegereltern losgefahren, um mich im Ziel zu empfangen. Ab zur Dusche und dann ging ich in den Zielbereich. Dort standen zu meiner Überraschung Ulli und Ines. Sie waren nicht gerade erfreut mich zu sehen, kam ich nicht laufend ins Ziel 🙈 Ich ging zu Moderator Andi, wo ich ihm erklärte, warum ich heute nicht durchs Ziel bei ihm laufen werde. Hier erklärte er dem Publikum später, warum ich aufgehört habe. Das schöne dabei, er hat es so lieb und positiv verpackt, dass ich echt gerührt war. Er sah es als Stärke an, auch einmal auf sich zu hören, wenn es einfach keinen Sinn ergibt, weitzumachen. Dies hat mir Arnd Bader auch noch bestätigt. Er sei bei allen 20 Veranstaltung dabei gewesen, aber auch er habe Mal abgebrochen. Er ist für mich einen ganz großer Läufer💪🏼
Als der Sieger des Ultra ins Ziel kam, habe ich es mir nicht nehmen lassen, ihm die Medaille umzuhängen. Ehre, wem Ehre gebührt.
Später hatte ich dann noch viele schöne Gespräche bevor Stella, Fiona und ich mich auf dem Weg machen wollten. Da habe ich Jörn wieder auf dem Parkplatz erblickt. Ich ging zu ihm und er berichte mir ebenfalls von sehr schweren Beinen. Er wollte abbrechen, aber wegen dem komplizieren Shuttletransport ist er einfach weitergelaufen. Wenn er in Bewegung war ging es ihm gut. Ein Satz von ihm hat dann den Tag perfekt beschrieben. "Wir sind halt doch keine Maschinen!"
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