Salzkotten Marathon 2022
- Jan Kaschura
- 12. Juni 2022
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Nov. 2022
30 Minuten vor dem Start sind Fiona, Stella und ich vom Hotel zum Start gegangen. Noch auf dem Weg, hat mich das Sälzer TV Team und das Westfalen Blatt abgefangen und zu einem Interview gebeten. Ich selbst finde es immer noch komisch erkannt zu werden, aber ein interessantes Gefühl ist es.
Danach ging es zum Einlaufen und war doch ziemlich überrascht, als mein Kumpel Ulli bei meiner Stella stand. Ok ich hätte es mir denken können, aber bleibt es immer eine schöne Überraschung.
Vor dem Start habe ich mich noch mit so vielen Läufer*innen unterhalten u.A. auch mit Markus Scheller. Er war für mich der Favorit auf den Gewinn und auch den Streckenrekord. Seine Trainingsleistungen der vergangenen Wochen waren super. Meine wiederum sehr bescheiden. Zudem hatte ich 2 Wettkämpfe und eine Tempoeinheit, aus den letzten 8 Tagen, in den Beinen, wo ich nicht wusste wie sich das auf einen Marathon auswirkt. Warum ich das gemacht habe, erkläre ich euch wenn ich mit dem Rennbericht durch bin.
Ab geht's. Vom Anfang an setze ich mich mit den mitlaufenden Halbmarathonläufer*in an die Spitze des Feldes. Ich merkte schon sehr schnell, dass die Temperatur von ca. 20°C angenehm sind, aber durch die hohe Luftfeuchtigkeit, es ein sehr hartes Rennen werden würde.
Schon nach 3km merkte ich, das irgendwas in meinem Rücken klemmte. Mein Laufstil war unrund und ich ließ die Führungsgruppe etwas abreißen. Es war irgendwie unangenehm, aber ich konnte weiter ein hohes Tempo halten.
Die erste Getränkestation nahte und ich nahm einen Schluck aus der Gelflasche, auf 500ml hat Stella dort 950kcal reinbekommen. Ich hielt an und trank etwas und goss mir einen Becher über den Kopf. Dies habe ich an jedem Verpflegungspunkt gemacht, ich weiß nicht warum, aber besonders in Salzkotten ist eine übertriebene Getränke und Kohlenhydrataufnahme extrem wichtig.
Bei Kilometer 8 ließ sich Jan Nikulla (Halbmarathon) von vorne zurückfallen und machte mir die Pace. Noch am Freitag hat er mir beim 5 km Lauf Derental den Streckenrekord um 1 Sekunde weggeschnappt. Wir kennen uns schon lange und er ist ein super Pacemaker. Er hat, wie ich, ein Tempomat im Po und das hinterherlaufen ist sehr angenehm. Zudem ist er groß, wo ich mich gut hinter verstecken konnte.
Ab Kilometer 12 war Markus enteilt, somit konnte ihn nicht mehr sehen. Dies ließ mich aber nicht nervös werden. Meine Taktik war sowieso darauf ausgelegt, den zweiten Halbmarathon schneller zu laufen. Leider fühlte ich mich nicht gut, mein Rücken ärgerte mich weiter und die Beine waren schwer.
Leider verließ mich bei Kilometer 15 dann auch Jan. Er hatte muskuläre Probleme und wollte verständlicherweise nichts riskieren. Vor mit lief noch Laura Hottenrott und um mir herum war es sehr still. Ich genoss das irgendwie, aber gleichzeitig hatte ich auch viel Kopfkino und musste sehr mit mir kämpfen. Den Sieg und auch eine gute Zeit, habe ich dort eigentlich schon abgeschrieben.
Der Halbmarathon war erreicht und hier sagte Hardy (Kommentator) zu mir, ich sei der Führende. Ich habe gedacht, dass er Markus nicht wahrgenommen habe, aber Markus stand im Ziel und rief mir zu, dass er ausgestiegen sei. Kurz danach stand das Führungsauto und Fahrrad an der Straße und wartete auf mich. Diesen emotionalen Wechsel habe ich in einem Rennen noch nie erlebt. Ich war platt, hatte noch 21km vor mir und führte aus dem Nichts plötzlich das Rennen. Es dauerte ein paar Kilometer, bis ich mich gefangen habe und mir dann sagte: "du führst, hast einen komfortablen Vorsprung dann benehme dich auch so und gebe Gas."
Mit der Ruhe war es dann auch vorbei. Das Führungsfahrzeug spielte laut Musik ab und kündigte mich bei den Mitläufer*innen und Zuschauer*innen an. Diese wiederum, feurten mich an. Z.B. stand eine Oma am Streckenrand, die durch die Musik am Tanzen war.
Es wurde immer wärmer und ich kühlte mich bei jeder Gelegenheit ab. Hier lassen sich die Salzkottener nicht lumpen. Es gab z.B. mehrere Wannen mit Wasser und Schwämmen. Außerdem aus ein paar Vorgärten, ein Schuss aus dem Wasserschlauch. Dies tat jedes Mal gut. Ich war sogar teilweise so runtergekühlt das ich fror.
Es ging wieder an der Sälzerhalle vorbei, in die vierte und letzte Runde für mich. Genau 2 Stunden standen hier auf der Anzeigetafel, das hieße noch 38:20min für 10,55km für den möglichen Streckenrekord. Ich zog nochmal das Tempo leicht an, merkte aber das es mega knapp werden würde.
Hier lief ich auf das zuvor gestartet 10km Feld auf. Da die Läufer*innen vom Führungsfahrzeug auf mich aufmerksam gemacht wurden, feuerten sie mich fast alle an, ich bedankte mich, soweit es ging, mit einem Daumen hoch. Es ist erstaunlich, wie viel Energie einem das gibt.
Irgendwie war es schön auf der letzten Runde zu sein. Ich verabschiedete mich von ein paar Zuschauern und Streckenposten und sah bei km 35, wie Norbert Wilhemi vom Führungsfahrzeug eingesammelt wurde.
Kurz darauf fing Nnorbert an, Fotos von mir aus dem vorherfahrenden Auto zu schießen. Also Oberkörper nach oben, lächeln und locker aussehen.
4km vor dem Ziel rechnete ich kurz die Zeit zusammen und merkte, das ich den Rekord nicht knacken würde. OK es war mit eigentlich nicht so wichtig, aber für eine Veranstaltung ist das immer ein schöner I-Punkt. Stecken die Helfer und Organisatoren immer soviel Herzblut in ein solches Rennen.
Ich genoss die letzten Meter, bevor mich Hardy (Kommentor) entdeckte und mir zu rief "Jan, lass dich feiern". Ich lief über die Ziellinie, machte das Zielband kaputt und posierte dann noch etwas vor den Kameras . Ich verneinte ein Interview und suchte erstmal meine meine Familie, danach habe ich Bereitwillig alle Fragen beantwortet. Wenn man so drüber nachdenkt ist es verrückt, wieviel innerhalb von 10 Minuten auf einen einprasselt. Manchmal denke ich da im Anschluss, was hast du da für ein Mist erzählt.
Es war ein faszinierendes Rennen mit Höhen und Tiefen. Was mir aber in Erinnerung bleiben wird, sind alle Mitläufer*innen. In einem Rennen habe ich noch nie so oft meinen Namen gehört und wurde angefeuert.
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