Athlet Dirk
- Jan Kaschura
- 21. Okt. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Athlet Dirk
Dirks großes Ziel, nach 23 Jahren, war es endlich bei einem Marathon zu starten. Ziel war es im Januar nur zu finishen, immer auf den Körper zu hören und sich nicht zu überlasten. Ist er mit über 50 auch nicht mehr der Jüngste.
Als wir im Januar mit dem Training für den Berlin Marathon begannen, lief er auf seiner heimische Löwenlaufstrecke die 10km mit ca. 100 Höhenmeter in 59:42min. Dirk machte aber am Anfang so schnelle Fortschritte, dass wir nach 6 Wochen schon bei 52:42 lagen. Die 42 kommen nicht durch Zufall 🤣 ist halt seine Macke, dazu später mehr. Dirk hat noch eine Macke, er will alles richtig machen. Dies kommt mir als Trainer zu Gute, weil er sich Haargenau an den Plan gehalten hat. Selbst bei den ganz langsamen Regenerationsläufen in der 7-8er Pacewar er sich nicht zu schade dafür und lief perfekt nach Vorgabe.
Nach und nach steigerte ich die Belastung und bis Mitte März hörte ich immer wieder von Dirk, das es behutsam aufgebaut werden sollte, obwohl er keinerlei Probleme hatte. Dann drehte sich das Blatt. Er wurde übermütiger und wollte mehr. Jetzt fing ich in an zu bremsen.

Dann kam auch bei ihm, knapp 20 Wochen vor Berlin, Corona. Ich beruhigte ihn, dass es kein Problem sei. Nachdem er kuriert war und sich fit fühlte, fingen wir an mit Nordic Walking. Nach und nach wurde das Training wieder angepasst. Dirk rannte von Wettkampf zu Wettkampf neue Bestzeiten, bis wir bei einem 10er in Göttingen bei 47:42 angekommen sind.
Bei einer kleinen Erkältung, hatte er Angst, seine gute Form zu verlieren. Ich sagte ihm, ein guter Plan hat immer 2-3 Wochen ausfall eingeplant und wir immer noch auf dem richtigen Weg sind. Es folgte noch ein Halbmarathon in Berlin in 1:37 Std.
In der Zeit hat sich aber nicht nur die Laufzeit verbessert. Wir haben an vielen Schrauben gedreht und wie er sagt, einen neuen Dirk aus ihm gemacht. Über 10kg abgespeckt, viel weniger Kaffee, kein Alkohol, und den Schlaf von 5 Stunden auf fast 8 Stunden angehoben.

Jetzt war mir klar, dass wir mein persönliches Ziel von Anfang Januar mit <4 Stunden, locker erreichen werden. Wir machten eine Woche vorher den Schlachtplan fertig. Hier lag die Zielzeit bei 3:45-3:50 Std.
Das Ziel von Dirk hat sich mit dem Training von "ankommen" auch auf eine "Zielzeit auf 3:42!!!" gesteigert. Ich erinnerte ihn an die Anfänge und das es der Erste von vielen ist und ob es eine 3:42 oder 4:00 Std. wird ist nicht wichtig. Hauptsache du schaffst dein großes Ziel einen Marathon zu finishen.
Leider schlief er vor Aufregung die letzen 4 Nächte sehr schlecht. Das Gefühl einer Erkältung, sausenden Ohren und diverse andere Erkältungssymptome schlichen sich zusätzlich ein. Ich erklärte ihm, das sei normal und etwas Respekt vor der Aufgabe zu haben sei auch normal.
Dirk lief etwas zu schnell los und bremste sich im Rennen etwas, aber trotz des etwas zu schnellen Tempos, lief er überglücklich in 3:46 Std durchs Ziel. Ab jetzt war er Marathonläufer und dieses Gefühl hält tatsächlich bis heute an 😀

Das sagt Dirk zu:
Der Berlin Marathon selbst, die 42,195 km waren einfach ein Genuss "par excellence"
Meine größte Sorge war es, aus irgendeinem Grund nicht starten zu können. Als ich am Morgen des 25.9. nach fast einem Jahr Vorbereitung an der Startlinie stand, war ich mir zu 100 % sicher, das Ding nach Hause zu laufen. Durch meinen Halbmarathon (1:43:11 Std.) "die Generalprobe" vier Wochen vorher in Berlin, habe ich mich in die zweite Startwelle für den Marathon gelaufen, das sollte sich als sehr gut erweisen.
Ich konnte von Beginn an mein Tempo laufen. Mein (Traum)-Ziel war eine Zeit von 3:42 Std. zu erreichen, diese Zeit sagte mir Jan, hätte ich auch drauf. Jeder Kilometer machte einfach nur richtig Spaß. 45.000 Starter, Hunderttausende "sehr laute" Zuschauer überall an der Laufstrecke, Liveübertragung im TV, Freunde, die einen "tracken" und Kipchoge läuft Weltrekord, das ganze noch bei traumhaftem Wetter - Läuferherz was willst du mehr!!!
Natürlich hatte ich Schmerzen und die Angst, es doch nicht ins Ziel zu bringen. Ich habe ab ca. Kilometer 30 mit Selbstgesprächen begonnen und sogar mit meiner toten Mutter gesprochen, nur der Mann mit dem Hammer, der ist mir nicht begegnet, wahrscheinlich war ich schneller als er. Am Ende bin ich bei 3:47:27 Stunden überglücklich ins Ziel gelaufen und in Tränen ausgebrochen. Ein Jahr, was sich mehr als gelohnt hat und ich durfte auch noch 2.000,- € für das Kinder- und Jugendhospiz Bethel spenden.
Ich freue mich schon sehr auf die weitere Zusammenarbeit mit meinem trÄnah Jan - falls er die Nerven dafür hat... ; )

Tolle Leistung und das mit dem weinen im Ziel kann ich zu gut verstehen passiert mir auch häufig 😂 aber warum auch nicht.