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Rennbericht Hermannslauf 23

Da ist der Hermann schon wieder Geschichte und alle reden schon vom nächsten. Zum glück dauert es auch kein Jahr mehr. Warum ich das noch nicht mache, kommt am Ende des Berichts


Vor dem Start traf ich mich mit meiner Laufclever-/ RunArtistcrew. Es ist schon erstaunlich, wieviel ich auf unterschiedlichen Wegen zu diesem Laufspektakel begleite.



Danach Beutel abgegeben und an zum Einlaufen, wo ich Tim Wagner getroffen habe. Für viele von euch unbekannt, möchte ich euch ihm kurz vorstellen. Tim kommt aus dem bergischen Land, wo ja auch meine Stella groß geworden ist. Seine 10km liegt bei 30:30 und er ist wirklich ein sehr netter Mensch mit eine wunderschönen Laufstil.


Wir liefen uns zusammen ein und quatschen miteinander, als ob wir uns schon seid Jahren kennen. Nein, wir redeten heute das 2. mal miteinander. Wir scherzten darüber, ob hier mehr Jans oder Tims mitlaufen, weil ich jeden zweiten Läufer mit "Hallo Jan" begrüßte


Wir gingen zum Start und ich fühlte mich topfit. Das Training lief gut und meine Beine waren heute locker und kraftvoll. Die letzten Minuten vorm Start begrüßte ich noch viele Läufer und dann ging es schon los. Gleich beim ersten Schritt schoss ein Schmerz durch meinen Rücken. Ich verlor sofort zur Spitze ca. 10m, die ich dann schnell wieder aufholte, aber mein Schritt war sehr unrund.



Die ersten Kilometer bergab waren weder angenehm noch locker, aber ich entschied mich mein geplantes Tempo, um die 3:00-3:10min/km, einzuhalten. Vor mir liefen mit 10-20m Abstand hinter Tim, Sascha van Staa, Erik Peters neben mir Elias Sansar und Timo Böhl.


Nach 3km wird es etwas flacher und der Abstand nach vorne waren knapp 50m. Elias zog an mir vorbei und ich blieb an ihm dran, obwohl es sich nicht gut angefühlt hat. Es drückte im Rücken und es war alles andere als ökonomisch.


Der erste Berg stand an und dieser ist in seiner länge und von der Steilheit, der schwierigste auf dem Papier mit seinen 7,5%. Es gibt steiler Berge, aber die sind alle kürzer.



Ich drückte hinter Elias her und auch wir holten kurz Erik ein. Ich konnte aber kein schönen Schritt halten und entschied mich etwas herauszunehmen, was mir weniger Schmerz bereite. Elias und Erik zogen davon und auch Timo flitze ebenfalls an mir vorbei.


Immer wieder standen große Zuschauertrauben im Wald, die einen richtig pushten. Genau diese Menschenmassen machen den Hermann mit zu seinem Mythos.


Ich hielt Sichtweite zu den 5 vor mit laufenden und versuchte ein Mix aus schnell, aber relativ problemfreies laufen. Gleichzeitig drehte ich immer wieder meinen Oberkörper um diese Verklemmung loszuwerden.


Nach und nach vergrößerte sich der Abstand. Ich bog auf die Panzerstraße und hatte hier ca. 45 Sekunden Rückstand laut Zuschauer und nach hinten ein großen Vorsprung.



Kennt ihr Bergetappen bei der Tour de France? Genau so sieht es auf der Paanzerstraße aus. Menschen dicht bei dicht in einem Spalier, wo Gefühl jeder zweite meine Name ruft. Gänsehaut pur.

Jetzt kommt ein kleines Waldstück, wo es 2km ruhiger und flacher wird. Ich sah meine Mitstreiter immer noch hin und wieder, so war ich motiviert so dicht wie möglich dran zu bleiben, falls jemand abreißt. Ich konnte aber leider nicht ganz meine Pace, die ich mir im Vorfeld vorgenommen habe, einhalten.


Mein Rückstand ist auf ca. 1 Minuten gewachsen und es ging hoch zum Tönsberg. Es ist mein Lieblingsanstieg. Kann man ihn schön rund hoch laufen.

Ca. Kilometer 15 und ich konnte mein Rücken entklemmen. Der Schritt wurde gleich angenehmer. Ich traute zwar dem Braten nicht ganz und drückte noch nicht zu sehr aufs Tempo.


Runter über das Kopfsteinpflaster nach Oerlinghausen. Ich hörte das Publikum gröhlen und wusste, dort sind die ersten durchgekommen. Hier ist am Ortsanfang auch Kilometern 18 und die einzige Zwischenzeit der Strecke. Mit 1:05:40 war ich ca. 1:30-2 Minuten langsamer, als geplant. Auf Platz zwei hatte ich knapp 90 Sek Abstand, laut den Zuschauern. Mit der gröhlenden Menge habe ich mich entschieden es auf hop oder top anzulegen. Entweder ich erwische sie noch oder kann wegen meinem halb lädierten Rückens nur noch gehen.



Ich drückte aufs Tempo und es fühlte sich super an. Die Zuschauer motivierten mich, dass ich noch gut aussehe und die vor mir erreichen könnte, sie säen deutlich schlechter aus.


Kilometer 20 und da saß Tim bei einem Rettungssanitäter. Im Nachhinein sagte er mir, er habe Magenprobleme gehabt und konnte nicht mehr rennen. Ich rief "alles Gute" und rannte weiter. Jetzt war ich 5.

Ich war motiviert bis in die Haarspitzen und bog ins Schopketal ein. Hier sah ich Sascha und Timo in der Ferne und der Abstand wurde von den Zuschaueren jetzt auf ca. 1-1:20 Minuten geschätzt. Also kam ich heran.


Die Treppen standen an, die ich hochflog, mein Laufgefühl und Kraft war grandios und es stand der letzte Anstieg zum eisernen Anton an.


Ich gab wirklich alles und der Abstand verkürzte sich auf ca. 50-60sek zu Timo. Die Angaben sind da sehr unterschiedlich, aber viele waren sich einig, die kannst du noch bekommen.



Kilometer 27 und ich erblickte Timo und erinnerte mich an 2019 wo ich genau auf diesem Stück vom 4 auf den 2. Platz gerannt bin. Ich wollte ihn erreichen und haute eine 3:18/min/km heraus.


Noch 1,5km ich komme immer näher und der nächste Motivationsschub von den Teilzeitläufern Bielefeld stand an. Ein Bengalo, Konfetti und sie schrien mich an alles zu gehen. Dies tat ich und drückte jeden nochmal aufs Gaspedal. Timo erblickte Erik und überholte ihn. Mir war aber klar, das ich 500m vor dem Ziel keine 20sek mehr aufholen konnte. Ich genossen so das Bad in der Menge, wo sich Elias ebenfalls gerade sein Applaus für den verdienten Sieg holte. Ich gatulierte ihm und lief nach 1:51:21 std. als 5. ins Ziel. Am Ende fehlten knapp 20 sek auf 3 und ca. 10 auf 4!


Foto ©️Jan Braun

Ich lief zu meiner Famile und holte mir mein Kuss von Stella, schnappte mir Fiona und ging wieder ins Ziel. Ich empfang Claas Bradlwäer und Frank Wagner, die beide fast im Tandem ins Ziel gekommen sind. Claas schmieß sich vor Freude und Erschöpfung auf den Boden. Stand da eine neue PB auf der Uhr 😀. Für Frank war es heute, nach seinem Etappenlauf, die letzte, harte Einheit für den Supermarathon beim Rennsteig in zwei Wochen. Insgesamt konnte meine Truppe 9 neue Bestzeiten aufstellen, worüber ich sehr stolz bin.


Foto ©️Radio Bielefeld

Ich muss zugeben, dass ich meine Leistung zwiespältig sehe. Die ersten 15km waren leider nicht das, was ich mir vorgenommen habe, dafür war dir zweite Hälfte umso stärker. Bin ich nach Oerlinghausen die zweitschnellste Zeit, nach dem unglaublichen Elias gelaufen. Das Training und die Form stimmte, aber wie sagte Kipchoge nach Boston: "wir sind halt keine Maschinen". Obwohl doch, Elias ist eine lebende!


Jetzt zum Anfang des Textes, es sollte eigentlich mein letzter Angriff auf eine neue Hermannslaufbestzeit sein und momentan stehe ich auch weiter zu meiner Entscheidung. Stella ermutigt mich aber schon im Ziel eventuell es doch noch zu überlegen. Abwarten, ich habe ja jetzt etwas Zeit zum überlegen.


Zu meinem Rücken, ich habe einen Tag später echt tiefe Verspannungen, die gut drücken. Lösen lässt sich das ganze irgendwie noch nicht, denke aber wenn etwas Entspannung in die Muskulatur bekomme, wird sich das lösen

2 Comments


Guest
May 01, 2023

Greif 2024 wieder an 💪🏻

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Jan Kaschura
Jan Kaschura
Jun 20, 2023
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Ist beschlossene Sache, werde es nächstes Jahr nochmals probieren 😃

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