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Kassel Marathon 2022

Aktualisiert: 6. Nov. 2022


In der Umkleidekabine traff ich Marius Puchta und Tom Ring zudem ein paar Kenianer. Ich finde es immer interessant wie ruhig und schüchtern diese schnellen Kenianer sind. Wenn sie reden, dann flüstern sie und die Blicke sind so ehrwürdig, als ob ich der Flotte bin 🤣 Die Jungs sind aber echt nett.


Eingelaufen bin ich mich ein Stück mit Thorsten Hardenbeck und dann stand ich da um 9:10 Uhr bereit los zulaufen. Wo ich dann aber zu Stella sagte, "dafür das es in 5 Minuten losgeht ist hier nichts los". Kurz Handy gezückt, Start ist erst um 9:30 Uhr 🙈 Naja so hatte ich noch etwas Zeit ein Bild mit Dominik Schindehütte und Alexander Kellner zu machen und mit Jonas Leineweber ein kurzen Plausch zu halten.



Mädels und Jungs in der ersten Reihe. Los geht's und relativ schnell habe ich mich in einer Gruppe um Pascal Fischer und Tom eingereiht. Pascal hatte auch für die Pacemaker gesorgt. Das war nämlich eine Staffel aus jungen Burschen, die genau seine Pace gelaufen sind.


Vorne weg lief Marius, der schließlich auch den Halbmarathon gewonnen hat und die kenianischen Marathonläufer. Dahinter eine kleine Gruppe aus Halbmarathon- und Staffelläufern. Wir waren in der 3. Gruppe. U.a. mit Dennis Freise der seinen ersten Halbmarathon gelaufen ist.


Ich wollte nur nach Puls laufen, um mich nicht zu überfordern. Dies war bis Kilometer 5 alles in meinem Bereich, dann stieg er aber an und ich ließ mich etwas aus der Gruppe herausfallen. Dennis lief noch bis Kilometer 7 mit mir, musste dann aber leider auch abreißen lassen, er wünschte mir noch viel Glück und ich gab ihm noch einen Tipp zur Renntaktik 😉


Ab hier war ich dann alleine unterwegs und auch der erste Hügel stand stand mir bevor, der erklimmen werden wollte. 5km mit 70 Höhenmeter, dies ist für ein Marathon schon echt nicht ohne. Bei Kilometer 13 fuhr ein Handbike an mit vorbei. Er kündigte die ersten beiden Frauen an. Ich habe mich kurzzeitig dort reingehangen, aber der kenianischen Pacemaker machte so ein Druck da hoch, dass ich sie ziehen ließ.


Ab Kilometer 16 ging es dann 5km wieder hinunter. Hier standen echt viele Zuschauer auf der Strecke. Highlight ist natürlich Joe's Garage, wo echt etwas Berlin Flair herrschte.


Nachdem die kenianischen Frauen zwischenzeitlich 200m Vorsprung hatten, lief ich bergab wieder ran und habe sie im Aue Park wieder eingeholt.


Nun fing ich aber an, drüber nachzudenken, ob ich überhaupt durchrennen sollte. Nicht wegen der Luft. Die war echt gut, dagegen wollten meine Beine nicht mehr so recht. Bei beiden Schenkeln schmerzten, die Muskeln in Wade und die hinteren Oberschenkel. Ich nahm wieder etwas raus und ließ die Damen ziehen. Ich entschied mich durch zu rennen, obwohl die Zeit grausig werden würde. Ich wollte mir aber beweisen, dass mein Körpergefühl stimmt und ich wegen schweren Beinen hier nicht aufhören werde.


Es ging in die zweite Runde und ab hier folgt ein einsames Rennen. Außer zwei Damen auf dem Rad, die mich begleitet haben, war da niemand. Die eine war begeistert von meinem Tempo und das sie kaum hinterher kommt. Mit der anderen habe ich mich etwas unterhalten. Sie war beeindruckt, dass ich auf 2:40 Std. Kurs bin und schon bei Kilometer 30. Sie fragte mich ob ich zufrieden bin und ich erzählte ihr meine Geschichte der letzten Wochen. Sie verabschiedete sich nett und ich rannte an dem Wechselpunkt, an den applaudierenden Staffelläufern vorbei. Auf zum Hügel aus dem ersten Teil.



Meine Beine waren zäh, aber da mir Zeit und Platzierung egal war, kam ich nicht sehr schnell, aber relativ entspannt hoch.


Noch 6km und nur noch hinab ins Ziel. Dort erblickte ich ca. 300m vor mir die Dame und ihren Pacemaker. Die zweite war wohl schon enteilt. Ich entschied mich, das ich sie noch einholen wollte und zog an. Dies war für sie noch wichtiger als für mich, aber das wussten wir beide in dem Moment noch nicht.


Ich sah Sascha Parotat-Kouril vor mir. Er walkte den Halbmarathon. Sascha hat in den letzen Jahren über 50kg abgenommen und ist begeistert von unserem Sport, dass er Inklusion im Laufsport fördert. Einer dieser stillen Helden 💪 Ich schlug ihm auf die Schulter und begrüßte ihn. Erst war er etwas erschrocken, aber dann darüber sehr froh. Im Ziel sagte er mir, dass er gerade in einem Loch war und ich ihn mit der Geste wieder viel Kraft gegeben habe. So können zwei Sportler, obwohl sie in einem komplett unterschiedlichen Wettkampf sind, doch voneinander profitieren 😀



Vorbei an Joe's Garage, wo mir der Moderator auf die Nummer shaute, da stand aber leider meine Name nicht. Ich sagte zu ihm "Jan" er rief sofort durchs Mikro. Jan Kaschura? Ich zeigte meinen Daumen und er fing an vom schnellen Koch zu erzählen tatsächlich kamen mir in dem Moment die Tränen. Ich musste nur meinen Vornamen sagen und die Leute wissen, wer ich bin. Das ist eine große Ehre für mich 😀


Bei Kilometer 39 hatte ich noch knapp 30m Rückstand auf die Läuferin und ihrem Pacemaker, der dann aber Ausstieg. Er sah mich und rief ihr noch etwas zu. Ich denke, das sie mir folgen sollte. Schon bei der ersten Kurve wollte sie geradeaus Laufen, ich rief zu ihr "right way" sie hörte aber nicht. Zum Glück reagierten die Streckenposten noch und stellten sich ihr in den Weg. Ich lief an ihr vorbei und sagte dann noch "No woman behind us, you are a safe second". Ich hatte aber das Gefühl, das es ihr nicht gut geht. Erst lief sie mit hinterher, aber dann überholte sie mich wieder. An einem Punkt, wo wir in der ersten Runde links liefen, mussten wir diese Mal gerade aus. Sie wollte nach links abbiegen. Ich lief aber so neben ihr, dass sie gegen mich rempelte und ich ihr mit dem Finger den Weg nach vorne gezeigt habe. Ab hier hat sie mich dann aber nicht mehr überholt 🤣


Ich rannte durchs Stadion und zog nocheinmal an. Ab hier wusste ich, das sie nicht mehr falsch laufen kann. Im Ziel brach sie gleich zusammen und musste kurz behandelt werden. Kenianische Läuferinnen laufen einen Marathon nicht zum Spaß. Sie verdienen damit den Lebensunterhalt für die ganze Familie. Wenn sie falsch in den Auepark abgebogen wäre, dann hätte sie das Ziel, bei ihrem körperlichen Zustand, nicht erreicht. Wir sprechen hier von ein paar 1000€! Erst im Nachhinein hat mir ihr Pacemaker gesagt, das sie kein Englisch kann🙃


Stella kam zu mir und nahm mich gleich in den Arm. Sie hatte Angst, das mir was passiert wäre, weil ich doch etwas langsamer war als wie sie gedacht hatte und es leider keine Liveverfolgung gab.


Ich nahm Fiona auf den Arm und holte mir meine Medaille ab. Hier hörte ich durchs Mikro das Tom gesamt Dritter wurde 💪. Ich ging zur Bühne, wo ich auch Marius und Pascal (gesamt 4.) traf und wir quatschen. Stella erzählte mir später, das ich 5. Mann wurde, was ich mega fand. Das beste am Tag war aber, das ich für mich merkte, das ich bisher (Langzeit weiß man ja nie) keinere weiteren Probleme durch Corona habe.


Ich wartete dann noch auf Jonas. Unser Plan war es eine 3:15 Std. anzulaufen. Theoretisch könnte Jonas etwas schneller, aber durch die Höhenmeter und das es sein erster Marathon war, haben wir uns für diese Taktik entschieden. 3:15 Std. war durch und ich machte mir etwas Sorgen, aber lange musste ich nicht warten. Bei 3:19 Std. lief er kurz hinter Thorsten ins Ziel. Ich sah im die Anstrengung an und sah mich gleich an meinen ersten Marathon zurückversetzt. Hier war mein erster Satz im Ziel "nie wieder" auch Jonas sagte dies 🤣 heute bin ich bei 70 oder so, aber genau weiß ich das gar nicht 🙈



2 Comments


Guest
Oct 04, 2022

Wieder ein toller Bericht! Danke! 😃

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Guest
Oct 04, 2022

Super gemacht. Kannst stolz sein!

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