Lübeck Marathon 2021
- Jan Kaschura
- 24. Okt. 2021
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Nov. 2022
Am Morgen vor dem Marathon hatte ich nicht, wie gewohnt, Milchreis zum Frühstück, sondern Sushi der Grund ist einfach, wir konnten es im Hotel nicht zubereiten. Sonst war auch die letzte Stunde vorher etwas anderes, als wie ich es gewohnt war. Erst kamen meine Eltern aufs Hotel und kurz vorm Start kamen dann ja noch Ulli und Ines um die Ecke. Zudem war auch noch mein Geschäftsführer von der Arbeit da, der selbst Marathonläufer ist und Freunde in Lübeck besucht hat. Das war mit Stella und Fiona schon eine ordentliche Delegation.
Nach dem Einlaufen, ging es 6 Minuten vor dem Beginn, in den Startblock. Dort gab ich drei Interviews und ich unterhielt mich noch kurz mit Jan Stelzner. Mit einer kleinen Verzögerung ging es dann los. Es bildete sich schnell eine vierer Gruppe, wovon ein Läufer vom "Duo Marathon" war. Diesen laufen 2 Läufer*innen nacheinander, jeweils einen Halbmarathon. Das Wetter war mir 8 Grad und leichtem Südwind perfekt für Lübeck. Reine Windstille gibt es hier wahrscheinlich eh nicht.
Das Tempo war am Anfang ein Hauch schneller, als wie ich es mir im Vorfeld gedacht habe. Ich fühlte mich aber gut und bedankte mich mit einem Daumen hoch bei allen Zuschauer*innen und Helfer*innen, sodass ich das nicht auf dem Rückweg machen muss.
Wir liefen bis zum Herrentunnel bei Kilometer 9 alle zusammen, aber das Tempo war mit einer 3:30 im Schnitt schon sehr zügig. Ich hatte hin und wieder das Gefühl, dass der Wind nicht, wie angenommen, die ersten 21,1km im Rücken war und suchte immer wieder nach Schornsteine wo Qual rauskam oder eine Fahne, um den Wind besser deuten zu können. Ihr werdet es mir aber nicht glauben, dort hat niemand eine Fahne oder heizt anscheinend mit Holz. Die Blätter auf der Straße folgten mir aber, so dass es doch Rückenwind war.
Somit war klar, dass wir nach dem Wendepunkt in Travemünde Gegenwind haben und ich weiter versuche, soviel Kraft wie möglich zu sparen.
Ab dem Herrentunnel ließ ich zwei Läufer ziehen und hatte noch den "Duo-Marathon" Läufer bei mir. Ein Läufer schnappte ich mir wieder, nach ein paar Kilometer und Jan Stelzner blieb knapp 80-100m vor mir. Immer wieder hörte ich in mich rein, um meine Energiereserven zu checken, aber es fühlte sich durchgehend gut an. Ich weiß nicht genau wann, aber irgendwann bei Kilometer 13-15 verließen mich leider meine beiden Mitläufer und ich war alleine unterwegs.
Bis nach Travemünde blieben Abstand, Wind und das Gefühl gleich, nur die Zuschauerzahl wuchs rapide. Die Promenade war gut gefüllt und auch die Cafebesucher*innen drehten sich zu uns und applaudierten. Ich bedankte mich freundlich und mein Lächeln wuchs immer mehr. Viele feuerten mich an und riefen mir zu, dass ich nicht weit zurück lag und noch frisch aussehe.
Jan hat aber die Promenade genutzt um den Abstand auf ca. 150-200m auszubauen. Ich spürte jetzt deutlich den Gegenwind und konnte mein Tempo aber halten, musste dafür nun aber mehr Energie aufbringen. Ebenfalls wird auch die Strecke auf dem Rückweg etwas schwieriger. Das liegt daran, das Travemünde etwas niedriger als Lübeck liegt.
Mir kamen die anderen Mitläufer*innen entgegen und gefühlt hat mich fast jeder angefeuert, was ich immer als was ganz besonderes ansehe, weil sie ja auch in einem Rennen sind und etwas besseres zutun haben, als mich zu motivieren. Es bringt aber wirklich viel und gab mir zusätzlich Kraft.
Bei Kilometer 30 überholte mich dann der 2. Läufer des "Duo-Marathons". Ich unterhielt mich kurz mit ihm und seiner Fahrradbegleitung. Ich überlegte kurz ob ich jetzt so langsam die Lücke zu Jan schließen wollte und mit dem Läufer mitrenne sollte. Ich entschied mich aber, trotz meines guten Körpergefühls, dagegen und wollte Geduldig bleiben. Dies hatte einen einfachen Grund. Ich wusste nicht 100% wo ich stehe und wollte kurz vorm Ende keinen Motorschaden riskieren.
Vorm Herrentunnel, bei Kilometer 33-34, habe ich gemerkt, dass ich doch leicht an Jan herankam und mein Plan, bis zum Herrentunnel zu warten, richtig war. Diese Taktik habe ich übrigens von Markus Mey, der mich 2014 genau dort stehen ließ. Dies hat mich sehr geprägt. Den Tunnel hoch, bin ich dann, bis auf knapp 20m, an Jan herangezogen. Er bemerkte dies anscheint und zog nochmal an. Es dauerte bis Km 36, bis ich neben ihm war. Er zollte mir Respekt, für meine Energiereserven und ich gab ihm noch mit, nicht aufzuhören Druck zu machen, denn somit hätte er seine alte Bestzeit um Längen pulverisiert.
Ich spürte nur noch reine Energie in mir und rannte in Richtung Markplatz zu meiner Stella. So viele Zuschauer*innen feuerten mich an und ich genoss jeden weitern Meter.
Ich hörte den Moderator im Ziel und sah den roten Teppich, ich gab nochmal richtig Gas (gibt schöne Fotos) und ballerte durchs Ziel. Hier entlud sich meine ganze Freude in einem lauten Schrei. Ich bedankte ich mich bei der Fahrradbegleitung und danach bei Klaus Ziele (Chef vom Marathon). Bevor ich aber zu meiner Stella kam, hat mich der Moderator abgefangen und zu einem Interview entführt. Erst dann holte ich mir das schönste Geschenk. Ein Kuss von Stella und Fiona. Ich bedankte mich sehr kurzweilig bei meinen ganzen Begleiter, bevor ich die nächsten 3 Interviews gab.
Dieser Sieg war keine Selbstverständlichkeit. Durchweg hatte ich es mit einem extrem starken Jan Stelzener zu tun, wo ich dir zu deiner neuen Bestzeit vom ganzen Herzen gratuliere. Zum anderen musste ich durchweg Geduldig bleiben, viel in mich hineinhören und alle meine Erfahrung aus über 30 Marathons hier anwenden.
Ein Marathonsieg ist keine Selbstverständlichkeit. Ein Titel zu verteidigen aber doch noch schwieriger, möchte dich doch jeder besiegen.
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