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Mein erster Marathon


Dieser ist jetzt schon 9 Jahre her und bisher habe ich nie über diesen besonderen Lauf geschrieben, so gibt es heute, etwas verspätet, den Rennbericht zum Essen Marathon 2013.


Essen Marathon 2013


Die Wahl des ersten Marathons fiel uns relativ einfach. Zum Einen wohnen meine Schwiegereltern in Solingen, was eine Anfahrt von 30 Minuten zum Lauf macht, zum Anderen wollten Stella und ich das erste Mal (und heute kann ich sagen, bisher zum letzten Mal) in den Urlaub fliegen. Der Fluh ging von Düsseldorf und auch hier war die Fahrzeit sehr überschaubar.


Einen Tag vor dem Marathon haben wir die Startunterlagen abgeholt. Man liest ja immer von der Marathonmesse und da habe ich dann großes erwartet, aber irgendwie waren wir dann doch nach 10 Minuten wieder draußen. Ist jetzt nichts negatives, aber irgendwie bin ich auch nicht der Schnäppchenjäger oder muss bei Gewinnspielen der Krankenkasse mitmachen, also fuhren wir zu Schwiegereltern.


Am nächsten Morgen frühstückte ich und zog meine komplette Laufmontur an. Dies mache ich heute nicht mehr. Ich mag es irgendwie nicht, stundenlang vorher in den Klamotten abzuhängen. Keine Ahnung warum. Mit Schwiegereltern und Stella fuhren wie nach Essen, wo wir schnell einen Parkplatz gefunden haben.


Nach kurzer Verwirrung wo den der Start sei, haben wir ihn gefunden. Ich lief mich nicht ein (was ich heute auch nicht mehr machen würde), gab Stella meine Jacke und ein Knutscher und ging durch das ganze Feld ziemlich weit nach vorne. Ich reihte mich beim 3 Stunden Pacemaker ein, was meine Zielzeit sein sollte. Ganz vorne standen Florian Neuschwander, Elias Sansar und Daniel Schmidt. Bis dato kannte ich natürlich keinen von den dreien, habe ich erst vor 10 Monaten mit dem Laufen angefangen und an 3 Wettkämpfen teilgenommen.


Diese drei machten dann auch die ersten Plätze unter sich aus. Nach dem Lauf kannte ich alle und schaue bis heute zu ihnen auf, auch wenn ich von Niveau jetzt nicht mehr ganz so weit weg bin.


Es ging los! Mein Plan war es, sehr kontrolliert zu laufen und einen Negativsplit zu rennen. Ich habe so viel im Vorfeld übers Laufen gelesen und überall stand, das dies die beste Taktik sei, dass die im Buch aber einfacher war als auf der Strecke wusste ich nicht. Der 3 Stunden Pacemaker rannte für mich zu schnell los. Ich überlegte kurz, ob ich dran bleibe, aber entschied mich dagegen.


Es entstand eine kleine Gruppe um mich herum. Schnell kam ich mit einem sehr erfahrenen Läufer ins Gespräch. Er fragte mich, was mein Ziel sei und welche Halbmarathonzeit ich bisher gelaufen sei. Ich sagte 2:59 und 1:23 Std. Zudem, dass es mein erster Marathon sei. Er antworte, das ich bei ihm bleiben sollte. Er hat ein Tempomat im Gesäß und ich müsste ihm nur vertrauen. Ich tat dies auch von Anfang an.


Ein Kilometer nach dem anderem liefen wir und er erzählte mir von Renntaktik, Verpflegung, Training und das man bei einem Marathon immer wieder in sich hineinzuhören muss. Ich sagte ihm, das ich durchgehend bei ihm bleiben werden. Dies verneinte er, mit den Worten "ab Kilometer 30-33km wirst du mir wegrennen, wenn der Punkt kommt, dann laufe einfach weiter" Ich fragte warum: " Er sagte, dann wirst du automatisch schneller werden. Bremse dich nicht, was auch gar nicht möglich ist, dass würde deine Zeit kaputt machen. Dies habe ich ihm zu diesem Zeitpunkt tatsächlich nicht ganz abgenommen.


Wir kamen zum Halbmarathon,. Ich löste ich mich von meinem Begleiter kurz, der Grund war banal. Wollte ich möglichst genau bei 1:30Std beim Halben durchgehen. Durch diese kleine Tempoverschärfung bin ich punktgenau bei 1:30:00 Std. gelandet. Mein Begleiter 2 Sekunden hinter mir. Ich ließ mich aber gleich wieder zurückfallen. Mein Begleiter musste etwas über meinen jugendliche Leichtsinn schmunzeln, verstand aber, warum ich das tat.


Ich nahm mein erstes Gel zu mir und wir liefen weiter in 4:16min/km. Die Gespräche wurden weniger und unsere Gruppe etwas kleiner. Wir kamen in den von ihm angesprochen Bereich, zwischen 30-33km und ihr glaubt nicht was passiert ist. Ich wurde tatsächlich schneller und löste mich von meinem Begleiter. Bis heute bereue ich, dass ich mich nicht verabschiedet habe, weil ich ihn danach leide nie wieder getroffen habe.


Dies war mir in dem Moment aber nicht bewusst. Ich überholte viele Läufer, die zuvor 1-2 Gruppen vor mir gelaufen sind. Jeder gab mir neue Energie und das Gefühl, das ich bisher alles richtig gemacht habe.


Kilometer 35 und ich nahm mein zweites Gel und ich holte zusätzlich ein kleinen Zetteln aus meiner Hosentasche. Diesen hat Stella mit vorher gegeben und ich durfte ihn erst lesen, wenn anfingen mich meine Kräfte zu verlassen. Es war sozusagen mein extra Boost. Hier stand drauf



Mein Körper war voller Emotionen. Meine Armhaare richteten sich auf (heute weiß ich wenn das passiert, dass ich mein Turbo zünde) und ich war schmerzfrei. Ich überholte immer mehr Läufer und war voller Energie wie Sonic, nur wahrscheinlich ohne Blitze. Dieses Gefühl blieb bis Kilometer 39, dann wurde es auch für mich zäh.


Mein Tempo ging auf eine 4:30min/km herunter und jeder Kilometer fühlte sich wie eine Ewigkeit an. 40, 41 und ich sah immer noch nicht das Ziel. Ich rechnete und war mir sicher das ich es nicht ganz unter 3 Std. schaffen würde. Kilometer 42! Ich hörte den Zielsprecher, aber sah immer noch kein Ziel. Ich lief um eine 180° Kurve und da war es auf einmal. Noch ca. 100m und die Uhr im Zielbereich stand auf 2:59:30 Std. Ich drückte alles aus mir heraus und rannte durchs Ziel. Ich guckte durchgehend auf die Uhr, aber wusste nicht, wo ich wirklich durchgekommen war. Meine Uhr zeigte mir dann 2:59:57std.


Als ich diesen Text geschrieben habe, hatte ich das Gefühl, das ich Andi Menz stimme höre. Ich schrieb ihn gleich an und er bestätigte mir dies. Tatsächlich war er der Moderator vom Essen Marathon 2013. Ich liebe diese Zufälle.


In diesem Moment war ich aber nicht glücklich, nur erleichtert endlich im Ziel zu sein. Am Gitter sah Niklas. Das erste was ich zu ihm sagte, "Das mache ich nie wieder!" Ich war einfach nur alle und hatte keine Emotionen außer Erschöpfung in mir.


Ich ging zu Stella, die mich fest in den Arm genommen hat. Ich erzählte ihr von diesem Lauf und was ihr Zettel in mir auslöste. Heute weiß ich, das ich ohne diesen Boost meine Zielzeit nicht erreicht hätte.


Jetzt kommt das schräge. Stella zündete sich eine an. Ja wir rauchten zu diesem Zeitpunkt und ich nahm auch ein paar Züge. Kurz danach haben wir aber mit dem Rauchen aufgehört.


Jetzt noch zu meinem Begleiter. Ich weiß bei heute nicht, wer es war. Im Ziel suchte ich ihn, aber fand ihn leider nicht mehr und auch in der Ergebnisliste habe ich ihn gesucht, aber ich kann ihn nicht 100% zuordnen. Es ist sehr schade, weil er mir in diesem Lauf alles über Marathonlaufen beigebracht hat, was ich wissen muß. Du trägst auch einen großen Teil meiner Leidenschaft, dass ich den Marathon so sehr mag. Falls du eines Tages über diese Zeilen stolperst, vielen Dank dafür.


Am Abend kann ich mich noch sehr gut an die Pizza erinnern. Ich hatte so Hunger, aber habe sie nicht geschafft aufzuessen, wo ich sonst noch die Reste der anderen verdrücke. Mir ging es allgemein nicht so gut und ich fühlte mich leicht fiebrig.


Am nächsten Tag sind wir dann nach Mallorca geflogen und Stella muss heute noch drüber lachen, wie sie mich fast eine Woche die Treppen im Hotel hoch und runter geschoben hat. Meine Schenkel waren platt. Erst nach 7 Tage konnte ich ganz locker wieder joggen, aber schmerzfrei war das da immer noch nicht.

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